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Buchtipp TransNamib

Teil 6

Der Hoarusib ist abgegangen. Wir suchen eine Möglichkeit, um auf die andere Uferseite nach Purros zu gelangen.

Mit Hilfe von Guides gelingt die Flussdurchfahrt.

Im Gomatum treffen wir auf Wüstenelefanten.

Von den Giribes Plains zweigen wir ab zum Hoanib und erreichen über den Mudorib das Palmwag-Konzessiongebiet.


Es folgen Tier-Highlights: ein Gepard nahe Twyfelfontain und Spitzmaulnashörner nahe dem Doros-Krater.


Weitere Orte auf unserem Weg zum Atlantik sind:

- Guantagab

- Ugab

- Brandberg und

- Messum-Krater


Schließlich erreichen wir die Skeletonküste.



Fortsetzung unserer Story:

Wir folgen einer einsamen Spur, und dann sehen wir auch schon drei Leute aus Purros, die den Autos bei der Flussquerung helfen. Auf der anderen Uferseite stehen bereits zwei Fahrzeuge, die den Fluss wohl durchfahren haben. Alles gute Vorzeichen. Und dann geht’s auch für uns durch das gut 70cm tiefe Wasser, immer voran ein Einheimischer. Auf der anderen Seite „empfangen“ uns die Insassen der anderen beiden Fahrzeuge und erzählen uns, dass bereits die nächste Welle im Anmarsch ist und wir Glück haben, jetzt hier durchgekommen zu sein. Und… sie haben bewusst gewartet, um uns im Notfall helfen zu können. Perfektes Timing! Jetzt sind wir gespannt, ob der Gomatum (ein Zufluss des Hoarusib) zu queren bzw. zu befahren ist. Bei unserer letzten Tour hier entlang mussten wir dort nämlich eine Zwangspause wegen starker Strömung und hohem Wasserstand einlegen. Doch dieses Mal ist alles trocken. Zwar ist auch hier das Wasser wohl durchgeschossen und hat dicke Gesteinsbrocken großflächig im Flussbett verteilt, aber wir können wenigstens trockenen „Fußes“ voranzuckeln. Ups, war da nicht gerade eine Elefantenspur im Sand? Und da… ein paar frische Elefantenbollen? Noch gar nicht richtig zu Ende gedacht, da sehen wir vier graue Riesen direkt vor uns. Wow, damit haben wir schon gar nicht mehr gerechnet, nachdem wir im weitläufigen, eigentlich elefantenreichen Hoarusib-Flussbett keine Tiere gesehen haben. Stehen, lauschen, staunen. Immer wieder ist es faszinierend, wie leise sich diese großen Tiere bewegen. Gemütlich fressen sie sich durch die dichte Ufervegetation des Gomatum. Kleine und größere Wasserbecken dienen als Suhlen und als Wasserquelle.

Und dann rollen wir weiter durch die staubigen, steinigen und auch grünen Weiten Namibias. Ein scheuer Trupp Zebras jagt über die Ebene, die Jungtiere flitzen bereits genauso schnell wie die Erwachsenen. Wir erreichen die Garibis Plains, weite Flächen, die momentan mit herrlichem Silbergras besetzt sind. Am Signal Hill, dem einzigen Steinhügel weit und breit, bleiben wir einfach stehen und fühlen uns allein in dieser scheinbaren Unendlichkeit. Doch dann ein Schild: „Research Area“. Wie? Hier? Noch ein Schild, mit dem Hinweis auf eine Wetterstation. Ein Deutscher, von der Hamburger Universität, führt hier, mit Namibiern, ein Forschungsprojekt durch. Es geht um die Änderung des Klimas und die Auswirkungen auf die Biodiversität der Ameisen und Termiten in ihren sogenannten „fairy cycles“. Wir sehen zwar die vielen Kreise, aber die sind auch an vielen anderen Plätzen Namibias zu finden. Nun gut.

Unser Platz ist trotz einiger vereinzelter Fahrzeuge (von einer Lodge am nicht allzu weit entfernten Hoanib) ein Traumplatz. Der nächste Morgen empfängt uns mit einem Farbenspektakel erster Güte. Doch schnell ist das Schauspiel vorbei und die Sonne bahnt sich ihren Weg und brennt vom Himmel. Wir wollen nur einen kleinen Abstecher zum Hoanib machen, über eine Durchfahrung denken wir wegen der Nachrichten über fließendes Wasser nicht nach. Ewig zuckeln wir durch steiniges Gelände, das Grün und Federgras vom Vortag ist schon längst gewichen. Überall sieht man die Auswirkungen des vielen Regens, neue (Zu)flussbetten haben sich aufgetan. Geröll, Staub, heißer Wind. Am Hoanib treffen wir auf die einsam und versteckt liegende „HVC- Lodge. Hm, noch nie was davon gehört. Kein Mensch ist in Sicht. Das Flussbett wirkt hier in diesem Abschnitt schon ziemlich abgetrocknet, doch eine Überfahrt wagen wir nicht. Uwe macht sich zu Fuß auf den Weg, sucht in dem wilden Flussbett nach Tieren oder zumindest nach Tierspuren. Außer Unmengen an angeschwemmtem Totholz und ein paar Springböcken sieht er nichts. Unglaublich, ist dieses Trockenflussbett doch sonst voller Leben. Wir fragen uns immer wieder, wo all’ die Tiere hin sind. Auf der Karte sehen wir noch eine andere mögliche Zufahrt zum Hoanib. Mühsam zuckeln wir die „Abkürzung“ durch steiniges Gelände, über weite Ebenen, die sich zwischen felsigem Gelände erstrecken. Und wir sind allein. Weit und breit keine Menschenseele, verschiedene, kaum sichtbare Fahrspuren scheinen seit Ewigkeiten ungenutzt. Schon hegen wir den Gedanken, vielleicht bei diesem Zugang den Hoanib überqueren zu können und ins Palmwag Concession Area zu fahren. Rumpel, rumpel, der geröllige Zufluss zum Hoanib hat es in sich. Und dann kommt uns doch tatsächlich ein Gamedrive- Fahrzeug entgegen. Hui, da scheint das Flussbett wohl befahrbar zu sein? Auf Nachfrage verkündet uns der fröhliche Fahrer gute Nachrichten… kein Problem, um auf die andere Uferseite zu gelangen. Perfekt für uns, so können wir das Palmwag Concession Area mal komplett von Norden nach Süden durchfahren. Schnell haben wir den Hoanib durchquert, suchen noch die Umgebung nach Tieren und vor allem Elefanten ab. Doch außer unzähligen alten Elefantenbollen sehen wir rein gar nichts. Und so geht es langsam weiter Richtung Palmwag, immer dem GPS-Track folgend… denn alle einst vorhanden Fahrspuren sind auch hier, in diesem breiten Mudorib-Flussbett, mit den Wassermassen verschwunden. Geröll hat sich über die gesamte Breite des Flussbettes verteilt. Wahnsinn, welche Naturkräfte hier gewütet haben. Noch sehen wir vereinzelt Elefantenbollen, hoffen noch immer auf die grauen Riesen, die sich vielleicht mit den Wassermassen in die Zuflüsse zurückgezogen haben. Doch dann bleiben auch die letzten Hinweise auf Tiere aus… das ist schon krass. Wir können es einfach nicht glauben, dass die Tiere wie vom Erdboden verschwunden sind. Keine Antilope, keine Hasen, keine Schakale, geschweige Löwen, Leoparden, Elefanten, Giraffen.

Und dann fahren wir nach ewiger Zuckelei aus dem Mudorib-Flussbett und tauchen in die Weiten, Weiten, Weiten des Palmwag Areas ein. Rotes Gestein, so weit das Auge reicht. An kleinen Quellen etwas Grün und struppiges Gras, sonst nichts. Wir bleiben auf einer Anhöhe im Nirgendwo stehen. Krasses Licht. Ein fantastisches Farbenspiel am Abend und dazu der unablässig starke Wind. Ganz in unserer Nähe zupfen Springböcke kleine zarte Gräser, ein paar Strauße schauen argwöhnisch aus der Ferne zu uns und entfernen sich, als zwei schlammverkrustete INEOS-Testfahrzeuge mit ihren zwei Begleitfahrzeugen durchs Gelände rauschen. Noch 2 Falken und zwei Schildraben, die man trotz des Windes hört… magere Tierausbeute auf diesen unendlichen Ebenen. Ach ja, das hätte ich fast vergessen zu erwähnen: auf der staubigen Piste durch das Nichts sahen wir ganz frische Nashornspuren und Losung der wuchtigen Tiere. Wir sind den Spuren gefolgt, doch an einer kleinen Quelle, die ausgetrocknet war, haben wir sie verloren. Das Tier kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben? Ich suche und suche, doch das steinige Gelände lässt keine Spurenverfolgung mehr zu. Schade. Aber vielleicht haben wir ja morgen Glück?

Der nächste Morgen gehört uns in dieser roten Gesteinswüste (das Markenzeichen des Palmwag Concession Areas) vorerst ganz allein. Doch kaum krabbeln wir aus dem Nest, sind auch die zwei Schildraben wieder am Platz. Fällt vielleicht etwas Fressbares für sie ab? Lautstark bekunden sie jedenfalls ihr Dasein, hopsen um uns herum, schauen mit schrägem Kopf, picken auf dem steinigen Boden herum und warten. Und dann tauchen auch langsam wieder die Springböcke und die Strauße auf. In sicherer Entfernung ziehen sie langsam an uns vorbei, zupfen das zarte Grün und haben die unendlichen Weiten für sich. Was für ein friedvoller Anblick. Wie weit entfernt ist dieser Frieden von all den negativen Ereignissen auf diesem Planeten. Und wir genießen ihn, den Augenblick, den Platz, das Privileg hier zu sein… allein. Doch dann hören wir Motorgeräusche… die INEOS-Testfahrzeuge sausen heran und verschwinden bald aus unserem Blickfeld. Wohin sie wohl fahren? Später werden wir sie auf einer luxuriösen Lodge stehen sehen. Aha, das zum Thema Testen in der rauen Landschaft Afrikas(?)

Auch wir rollen wieder, brauchen ewig, um bis zur Palmwag-Lodge zu kommen. Zumindest hier im Süden des Concession Areas ist es nun richtig grün und Federgras überzieht weite Flächen des Geländes. Neben ein paar Springböcken mit ihren Jungen sehen wir noch 2(!) Giraffen. Boah, schon wenig für sooo ein großes Wildschutzgebiet. Dafür tummeln sich, im Gegensatz zum Vormonat, jetzt doch einige Reisende auf dem Campareal. Wir sind hundemüde, staubig, verschwitzt und wollen nur noch duschen und ein kühles Bier zu einem kleinen Essen. Letzteres ist dieses Mal etwas dürftig, das Bier aber eiskalt.

Erst gegen Mittag verlassen wir den trubeligen Platz und kommen nach der „Fleischkontrolle“ am Concession Area Gate wieder auf die glatte Piste gen Süden. Schnell geht es voran, wir sind fast im Geschwindigkeitsrausch nach Wochen langsamen Fahrens. Eigentlich wollen wir geradewegs nach Twyfelfontein, doch hinter Vrede dann ein Abzweig. Hm, kennen wir noch nicht, also geht’s da weiter. Und plötzlich taucht hier in Richtung Aba Huab eine Landepiste auf. Wie, gibt es neben dem Airstrip der Twyfelfontein Lodge noch einen Landeplatz? Und dann sehen wir auch schon in der Ferne eine Lodge, oder besser ein Hotel, ein Exclusiv-Camp? Wir wissen es nicht, doch das Doro Nawas Camp hat zumindest einen traumhaften Platz im Damaraland eingenommen. Und dann sehen wir auch die zwei INEOS-Testfahrzeuge. Doch wir rollen weiter, arbeiten uns in den späten Abendstunden durch tiefsandiges Areal mit Federgras und fliegendem Sand. Was für eine Wetterstimmung, so denken wir noch. Im nächsten Moment klappert es, seit längerer Zeit mal wieder, laut an der Hinterachse. Schnell ist die Ursache gefunden… einer der Stoßdämpfer ist gerissen und wir haben bei Sandsturm die tolle Aufgabe, ihn nun zu wechseln. So, jetzt aber noch schnell einen Platz für die Nacht finden. Schon sind wir an der Twyfelfontein Lodge vorbeigesaust, dichte Staubfahnen folgen uns. Der Wind pfeift, das hohe Federgras wedelt silbern im Wind. Was ein Licht zum Abend, dazu die Natur um uns herum. Wir wollen ein windgeschütztes Plätzchen hinter den Organ Pipes bzw. dem Burnt Mountain finden… STOPP! Was bewegte sich da eben im Federgras? Mit der Kamera im Anschlag rollen wir ganz langsam zurück… wir können es kaum glauben… hockt doch ein Gepard zwischen den Puscheln und scheint genauso überrascht wie wir zu sein. Und das Tier schaut, erst zu uns, dann wieder zurück. Ist es etwa ein Weibchen und hat irgendwo ihre Jungen? Wieder ein Blick nach vorn, dann wieder zurück. Oder ist es doch nur auf Beuteschau? Für uns zumindest ist das grazile Tier ein Highlight, das wir hier so gar nicht erwartet haben… und ein Hoffnungsschimmer, das die Tiere auch wieder zusehends in die Trockenflussbetten zurückkehren könnten. Und auch wir können schauen, haben Zeit für Fotos und Genuss. Dazu der bunte Abendhimmel… was gibt es schöneres? Irgendwann ist das gegenseitige Bestaunen ausgereizt und der schnelle Sprinter entfernt sich mit leichten Sprüngen. Nun können auch wir abrücken. Die Piste ist wie seit Ewigkeiten übel, ausgewaschenes und steiniges Terrain, und noch kein ruhiges Plätzchen in Sicht. Endlich kommen wir um den Berg herum und bleiben zwischen Zebraknochen und frischen Giraffenspuren stehen. Die Lerchen trällern bis in die Dunkelheit, der große Mond verschwindet immer wieder hinter den Wolken, um sich dann wieder hervorzukämpfen. Zum Schluss gewinnt er die Oberhand und die Nacht wird „mondhell“.

Schon früh starten die vielen Vögel ihren morgendlichen Gesang, also nichts wie raus und den traumhaften Morgen mit ihnen genießen. Dazu lassen viele frische Giraffenspuren hoffen. Und wir werden nicht enttäuscht, denn kaum haben wir die nächste Anhöhe erreicht, da sehen wir die Langbeine bereits bei ihrem ersten Frühstück in den halbhohen Dornenbüschen. Auch die Weiterfahrt bleibt traumhaft. Überall steht hohes Federgras, Giraffen, Vögel, Insekten… alle geben sich ein Stelldichein. Letztere zeigen sich als wahre Fressmaschinen. Vor allem die flügellosen Heuschrecken, auch Dickpens genannt, hocken zu Tausenden in den Büschen und arbeiten sich über weite Flächen von Busch zu Busch. So etwas haben wir hier in Namibia noch nie gesehen und schon gar nicht in diesen Mengen. Es ist schon verrückt. Eigentlich könnte man meinen, dass sich die Pflanzen endlich mal in Ruhe entfalten, wachsen und blühen können. Doch kurz ist die Zeit für alle Organismen, alles ist auf schnelles Wachstum und schnelle Fortpflanzung programmiert. Denn die Zeit des Überflusses, die vor allem in diesem Jahr vorherrscht, ist kurz. Immer wieder werden wir nun auf diese gepanzerten Ungetüme treffen, die sich auf alles Fressbare stürzen und auch vor Artgenossen nicht Halt machen. Weiter durchs Damaraland, in der Hoffnung, doch noch auf Nashörner in dieser wunderschönen, rauen Landschaft zu treffen. Schon entdecken wir erste frische Losung, und es wird immer mehr. Erste Mistkäfer haben sich bereits eingefunden und streiten um jeden Bollen. Unser Herzschlag erhöht sich, irgendwo müssen diese grauen Muskelpakete doch zu finden sein. Und dann, ganz unverhofft, stehen zwei Nashörner keine zehn Meter von uns entfernt unter einem Busch. Sie sind genauso überrascht wie wir, stehen, schauen, warten ab. Die Kamera ist im Anschlag, jedes Klicken lässt die Tiere aufhorchen. Es sind wohl Weibchen und Männchen, wie wunderbar. Und wir Vier harren aus, keiner wagt sich, sich zu bewegen. Die Nashörner sind die ersten, die sich langsam lockern… und dann im zügigen Tempo ihren Schattenplatz verlassen. Wir verfolgen sie noch mit dem Fernglas. Jetzt, mit größerer Distanz zu uns, lassen sie es wieder langsamer angehen und streifen gemütlich durch das hohe Gras. Was für ein Anblick mit Seltenheitswert!

Nun, auf unserer Rücktour, wagen wir die Fahrt durch das staubige Flussbett des Guantagab und rollen noch einmal durch das rotsandige Dünenmeer weiter Richtung Brandberg. Was für eine Augenweide, diese Region mit Gras und Blumen zu sehen. Doch schon sieht man die nahende Vergänglichkeit der Farbenpracht. Dazu belästigen uns nun unentwegt Fliegen und Bienen. Tja, das Paradies hat auch hier seine „Schattenseite“. Wir bleiben wieder nördlich des Brandberges in der zauberhaften, roten Felslandschaft stehen und freuen uns schon insgeheim darauf, es morgen mit einer Fahrt im Ugab-Flussbett zu versuchen.

Früh geht es aus den Federn, die unzähligen Mücken lauern schon, da hält uns nichts auf dem Platz. Außerdem wollen wir ja Löwen und Leoparden sehen, wenn es sie denn noch gibt. Doch schon nach zwei Kilometern ein Zwangsstopp. Nun ist auch der zweite Stoßdämpfer hinten definitiv abgebrochen, also bleibt nur noch der Wechsel. Unser „Vorrat“ ist jetzt aufgebraucht, da heißt es aufpassen, denn wir wollen ja möglichst heil nach Kapstadt, zumindest aber bis nach Swakopmund kommen. Der Austausch raubt Zeit, die beste Tierguck-Zeit ist bereits vorbei, die Sonne knallt bereits vom Himmel. Wir fahren trotzdem Richtung „de Rust“- Farm und queren vorerst den Ugab. Hoppla, waren da eben Katzentatzen? Oh ja, sieht nach Löwen aus und es sind zumindest zwei Tiere hier entlanggelaufen. Wir folgen den Spuren, die sich aber leider irgendwann im Grün verlieren. Schade. Zum Trost bleiben wir aber am Rande des geliebten Flussbettes stehen und frühstücken. Vielleicht passiert ja in dieser Zeit etwas Außergewöhnliches? Leider nicht. Egal, wir versuchen unser Glück auf den jetzt ausgewaschenen, ehemaligen Pisten, die direkt am Brandberg entlangführen. Einst sandige Wege sind nun verschwunden, das viele Wasser hat wahre Flussbetten Richtung Ugab gegraben. Es sieht wild hier aus, aber auch traumhaft schön mit dem vielen, hohen Federgras. Und dann entdecken wir noch einmal Katzentatzen. Dieses Mal scheinen hier zwei Leoparden in entgegengesetzte Richtung gelaufen zu sein. Wir fragen uns, wovon sich die Tiere wohl ernähren, denn wir haben außer Perlhuhngeschrei keinen Hinweis auf anderes Leben bekommen. Und dann wagen wir für einige Kilometer die Fahrt durch das Flussbett. Unser Ziel, die Stelle, an der wir vor gut einem Monat den Ugab passieren wollten und uns gnadenlos festgefahren hatten. Wir rollen durch den Sand, staunen immer wieder, welch’ dicke Baumstämme das Wasser auch hier transportiert hat. Was für Naturgewalten. Aber vor allem sind wir überglücklich, endlich wieder die ersten Kilometer durch eines der uns bekannten Trockenflussbetten fahren zu können. Leider fehlen die Tiere, die wir auch hier so oft beobachten konnten. Zusehends wird die Vegetation dichter, die durch das Wasser transportierten und nun aufgetürmten Bäume bilden förmlich Wälle. Wir folgen, sehr langsam und vorsichtig, einer Autospur, die direkt ins Dickicht führt. Überall Tamarisken, zur Uferböschung hin wird der Boden zusehends feuchter. Aber auch zur Mitte hin sehen wir im Flussbett feuchte Areale. Boah, wir müssen jetzt höllisch aufpassen. Langsam nähern wir uns einer der möglichen Ausfahrtsstellen. Doch wir wollen zur nächsten… und erreichen sie nach weiteren 1000 Metern. Hier ist alles extrem zugewachsen, die Tamarisken bilden förmlich einen Tunnel. Ab hier geht es nun in die bekannten Swamps des Ugab (bzw. einen Teil der sumpfigen Gebiete dieses Flusses), doch dahin wollen wir uns noch nicht wagen. Nur mit viel Schwung schaffen wir es aus dem Tiefsand des Flussbettes und stehen erstmal sicher auf der Anhöhe. Vor einiger Zeit war hier der Weg noch ziemlich matschig. Die Fahrspuren sind tief, direkt daneben gut 70cm tiefe „Löcher“, die ein mutiger Elefant im einstigen Schlamm hinterlassen hat. Und dann passieren wir auch die Stelle, wo wir uns festgefahren hatten. Wie lächerlich es uns heute erscheint, aber egal. Weiter geht es westlich des Brandbergs und Richtung Messum Crater. Dieses Mal nehmen wir für uns unbekannte Wege, rollen durch einstige kleine Flussläufe und über weite Ebenen, auf denen nur noch trockenes, kurzes Gras steht. Wir nähern uns zusehends dem Kraterrand, dünenartig türmen sich die felsigen, aber auch sandigen Areale auf. Der Blick von oben - ein Traum. Heißer Wind weht, der Sand fliegt und wir machen Fotos von dieser faszinierenden Einsamkeit um uns herum. Kein anderes Fahrzeug in Sicht, das Gefühl des Alleinseins in dieser „Welt“ ist einzigartig… wir fühlen uns eins mit der Natur. Und so bleiben wir einfach für die kommende Nacht in dieser eigentlich unwirtlichen Gegend.

Stille am Morgen, doch dann hören wir mit aufsteigender Sonne die ersten Nachtflughühner. Ihre Stimmen haben uns auf unserer Tour oft begleitet. Ein wohltuender Klang. Die Kraterlandschaft nimmt jetzt zusehends wieder ihren wüstenhaften, eintönigen Charakter an. Von den zarten, grünen Trieben ist nichts geblieben. Wind und Sonne sind beständig dabei, dass alles wieder verdorrt. Wir rollen weiter durch diese unendlich erscheinende Steinwüste. Ab und zu sehen wir noch Welwitschias, ein paar Eidechsen, ein paar Käfer. Und dann… was war das? Ich will gerade aussteigen, um noch ein paar Aufnahmen von der Landschaft zu machen… und trete fast auf eine große, „hochbeinige“ Spinne. Hui, erstmal Beine wieder zurück ins Auto und von oben auf das Tier schauen. Schon flitzt die Langbeinige los, sucht den Schatten des Fahrzeugs. Jetzt noch einmal den Ausstieg wagen. Und nun wird fotografiert und gefilmt. Und die Spinne, eine „Dancing White Lady“ (Wüstenspinne und zu den Riesenkrabbenspinnen gehörend), oder doch eine Radspinne?, stellt sich dafür sogar in Position. Das gibt’s ja gar nicht, eine kleine Bewegung von uns, schon wird das Tier unruhig und rennt auf uns zu. Huh… nicht so prickelnd, aber wenn sonst schon keine tierischen Fotomotive hier zu finden sind, dann wenigstens dieses Exemplar aus jeder Perspektive aufs Bild bannen. Es gelingt, auch wenn ich mich in Bauchlage auf dem sandig/steinigen Boden gar nicht so wohl fühle, denn die Spinne scheint sehr anhänglich zu sein.

Endlich auf dem Weg Richtung Meer, und dann auch endlich mehr Leben. Wir fahren bis auf den Strand, bleiben zwischen den kleinen Dünen stehen und atmen tief ein. Meerluft, Meeresrauschen, Möwengeschrei. Im Spülsaum liegen Muscheln, Korallen, tote Krabben und Strandgut. Dazwischen viele tote Seehundbabys. Schakal- und Spuren der Braunen Hyäne komplettieren das gewohnte Bild. In der Ferne Angler. Und dann sehen wir die vielen Seehunde im Meer, dazu Delphine, die auf Nahrungssuche sind. Wundervoll. Genuss pur. Seele baumeln lassen. Auf die Schönheit und Erhabenheit um uns herum, auf unsere, hinter uns liegende Tour anstoßen. Dafür ist hier der richtige Platz.


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