0
Buchshop sandneurosen

Bildgalerie + Story zum Movie Teil 1

Teil 1

Von Kapstadt aus erreichen wir in Noordoewer Namibia.

Weitere Anlauf- und Durchfahrtsorte in dieser Folge:


Aussenkehr, Ais-Ais, Fish River-Canyon, Canyon Roadhouse, Naute Dam, Aus, Kanaan Naankuse Desert Retreat, Wolwedans, Sesriem, Sossusvlei, Solitaire, Rostock Ritz, Gaub, Kuiseb, Zebra Pan, Homeb, Vogelfederberg, Swakopmund, Walvis Bay, Pelican Point



Wie? Regen in weiten Teilen Namibias? Und grün soll es auch schon werden?


Wir haben schon längere Zeit wieder Reisefieber, schwanken noch zwischen Botswana, Namibia, oder sollen wir besser beide Länder in Angriff nehmen? Die namibischen „Aussichten“ klingen verlockend.

Spontan entscheiden wir uns für einen Trip nach Namibia, auch bedingt durch persönliche und andere Umstände, wie dem Ablauf meines 3-monatigen Südafrika-Visums, sowie der Sperrung des Rietvlei (Table View, Kapstadt) vor unserer Nase, so dass Wassersport nur bedingt möglich wäre. Soll alles so sein. Schnell ist unser Landrover startklar, alle Vorratstanks gefüllt, der Kühlschrank rappelvoll. Noch schnell einen Corona-PCR-Test für die Einreise nach Namibia hinter uns bringen, dann kann es losgehen.


Es ist Anfang Februar. Knapp 700 Kilometer sind es auf der N7 von Kapstadt bis nach Vioolsdrif. Mit Ablaufdatum meines Südafrika-Visums rollen wir über die Grenze nach Namibia. Alle Grenzformalitäten laufen zügig, auch die Kontrolle der Corona-Testergebnisse (mit vorheriger elektronischer Bestätigung über das Trusted Travel System) geht völlig entspannt über die Bühne. Noch ist nichts los an der Grenze, das Corona-Virus und die tausend Bestimmungen drum herum bestimmen ganz sicher die Betriebsamkeit.

Auf geht’s. Über Aussenkehr rollen wir die ersten Kilometer. Die Straße ist leer, die riesigen Weinfarmen erstrecken sich entlang des Orange River, und wollen nicht enden. Wir sehen erste Trocknungsgestelle, auf denen rote Trauben zu Rosinen werden. In einer kleinen Strohhütte hockt ein Wachmann…hm…Rosinenklau unmöglich (smile). Wie immer faszinieren uns die Strohhütten der Arbeiter, und es werden immer mehr. Mit der Erweiterung des Weinanbaugebietes wächst auch die „Schilfstadt“ zusehends. Der Orange River führt momentan starkes Hochwasser, der Weg Richtung Rosh Pinah ist gesperrt, und somit ist auch der 4x4-Eco Trail durch die Schlucht des Gamchab River für uns nicht passierbar. Egal. So sausen wir eben über glatte Staubpiste Richtung Ai-Ais, sind ganz allein, sehen und bestaunen erste große, gelbe Blumenfelder und freuen uns schon jetzt auf die Weiten dieses tollen Reiselandes. Wir steuern das Fish River Resort, mit seinen heißen Quellen, im /Ai-/Ais Richterveld Transfrontier Park an. Sonst eines der Touristen-Camps in Namibia, so liegt es jetzt still und fast leer am fließenden Fish River. Nur ein paar versprengte Camper. Alles sieht nach dem Hochwasser und den Überschwemmungen im vergangenen Jahr ziemlich ramponiert aus. Wirklich repariert wurde noch nichts. Einzelne Mitarbeiter des Camps sitzen wie Statisten auf ihren Stühlen. Nichts deutet auf einen (Neu)start nach Corona hin. Hier wollen wir nicht bleiben. Weiter gen Norden, vorbei an der wunderschön gelegenen Gondwana Canyon Lodge, bis wir auf dem Fish River Camp Hobas landen. Und…hier sind wir ganz allein. Ein ganzes Camp für uns! Es mutet fast seltsam an, denn von hier startet man direkt zu den Viewpoints der gewaltigen Canyonlandschaft. Wir hatten schon befürchtet, dass wir gar keinen Platz bekommen. Umso besser. Schon früh machen wir uns auf den Weg, begleitet von Sonne und Wind. Was für ein Panorama! Dazu fließt Wasser durch das meist trockene Flussbett. Schon verrückt, wir haben die Mächtigkeit dieses zweittiefsten Canyons der Welt ganz für uns allein. Meter um Meter rollen wir an der steilen Abbruchkante entlang…soweit es geht. Steigen immer wieder aus, staunen, schauen in die Tiefe und sehen den Mauerseglern bei ihren akrobatischen Flugmanövern zu. Der beste Platz für ein ausgiebiges Frühstück. Uwe staunt nebenbei über ein paar Strauße und ein Zebra. Große Tiere hat er hier noch nie auf seinen früheren Reisen gesehen. Anders sieht es damit auf dem Weg Richtung „Canyon Roadhouse“-Camp aus. Es gehört mit zur Gondwana Collection in Namibia und bietet wunderschöne Campsites unter großen Kameldornbäumen an. Eigentlich sind es nur 16 Kilometer vom Hobas- Camp, doch diese ziehen sich unerwartet in die Länge. Ist es vorerst ein einsames Straußenei, das wie verlorengegangen auf dem steinigen Boden liegt und unser Interesse weckt, so kommen kurz darauf Springböcke, Strauße, große Gruppen von Oryxantilopen und Zebras mit Jungtieren hinzu. Natürlich wollen wir nicht die vielen Vögel eines Siedelweber-Nestes vergessen. Mit der bunten Vogelwelt geht es auf dem Camp weiter. Schon bei unserem letzten Stopp auf diesem Camp waren wir hin und weg bezüglich der bunten Vogelschar, die sich hier ein Stelldichein gibt. Jetzt empfangen uns Spatzen, Prinien, natürlich auch Tauben, ein Graubülbül, Falken, Sittiche und der Gesang des Bartvogels. Wir hoffen auf mehr. Wie schon am Tag davor türmen sich am Himmel dicke Regenwolken. Ob doch noch ein paar Tropfen den Erdboden erreichen? Wir hoffen darauf, wollen Wetterstimmungen erleben und nicht nur eitel Sonnenschein. Wir müssen nicht lange darauf warten, denn schon der nächste Tag bringt uns Naturspektakel vom Allerfeinsten. Sind wir am Morgen noch ein wenig enttäuscht, weil sich keine Piepmätze zeigen, so hellen sich unsere Mienen bereits bei den Sanitäranlagen auf. Überall krabbelt und schwirrt es. Laufkäfer, bunte Käfer, Tausendfüßler, Grashüpfer und vor allem große Heuschrecken mit und ohne Flügel belagern die Waschbecken und Duschen. Dazu am Platz unzählige knallrote Wanzen, die in Paketen aufeinanderhocken und sich ebenso als Paket fortbewegen. Die umstehenden Bäume werden ebenso belagert, jeder abgebrochene Ast oder Grashalm besetzt. Verrückt, wie mit dem Regen die Natur in jeder Hinsicht explodiert. Boah, was wird da noch auf uns zukommen, wenn es weiterhin regnet? Schon im Voraus…es wird tierisch verrückt werden.

Unser Weg führt uns Richtung Naute Dam, und noch immer durchfahren wir Gondwana-Land. Riesige Flächen sollen wieder der Natur überlassen werden, man hofft auf Wiederbesiedlung heimischer Pflanzen und Tiere, auch mit menschlicher Unterstützung. Wir sehen viele Springböcke auf den unendlichen grünen(!) Weiten… GRÜN, das ist DAS Zauberwort für uns. Wir können kaum glauben, was wir sehen. Nicht nur auf den Ebenen treibt frisches Grün, auch die Berge sind grün gefärbt. Es ist der Hammer, so haben wir diese Region noch nicht erlebt. Dazu die Blumenpracht, der Blütenduft, die vielen Insekten. Immer wieder halten wir an, machen Fotos - vielleicht mit Seltenheitswert?

Schnell erreichen wir über die B4 (Asphalt) das kleine Städtchen Aus. Schon türmen sich rund um uns herum dicke, dunkle Regenwolken auf. Ob wir ihnen entkommen können? Nein. Wir rollen über roten Gravel nach Norden, der Wind fegt über die Ebenen. Überall Grün, mal weniger, mal mehr, je nachdem, wo bereits Regen niedergegangen ist. Auf Höhe der Tirasberge biegen wir auf die, für uns immer wieder landschaftlich traumhafte Piste D707 ab und erleben ein Wetterspektakel. Hinter uns ist der Himmel rabenschwarz, nach Westen hin regnet es in Strömen und über die rote Piste bläst der Wind. Im Norden zeigt sich blauer Himmel mit weißen Wolken und die Tirasberge stehen wie eine Wand in östliche Richtung. Dazu das Licht und die Farben in der Ebene und an den Bergen. Ständiger Wechsel von gelb, orange, rot, grün. Wir kommen kaum nach, um die Szenerie im Bild festzuhalten.

Die rote Sandpiste ist von vergangenen Regenfällen bereits zu einem „Flussbett“ geworden. Nach Westen hin erstreckt sich nun bereits der Namib-Naukluft Nationalpark. Erste große Oryxantilopen-Herden ziehen über die weiten Ebenen, dazwischen immer wieder Springböcke. Mit den immer wieder heftig einsetzenden Regenschauern verschmelzen sie fast. Und dann… wir glauben es kaum…tauchen aus dem Nichts fünf Löffelhunde auf. Drei erwachsene Tiere, dazu zwei Jungtiere. Im rasanten Tempo rennen sie vor uns weg, immer entlang des Zauns des Namib-Naukluft Parks. Dann queren sie die Piste und sausen auf der anderen Seite weiter. Und immer über die grünen Ebenen, die nicht enden wollen. Wir können es immer noch nicht so richtig fassen, dass uns Namibia so grün empfängt, immer wieder machen wir „grüne“ Fotos von der uns sonst nur bekannten kargen und trockenen Landschaft. Nur wenige Fahrzeuge kommen uns entgegen, die meiste Zeit sind wir allein auf der Piste. Hinter uns ist es immer noch rabenschwarz, vor uns leuchtet der rote Sand der Gravelroad bis zum Horizont. Und dort erstrahlen die Berge in Weiß, Blau, Grau. Was für ein surreales Farbenspiel. Wie Eisberge stehen sie stoisch in der Ferne. So haben wir diese Berge noch nie erlebt. Haben wir sie sonst in ihren warmen Rot- und Brauntönen bewundert, so toppt es dieser Anblick allemal. Und wir haben noch ein bisschen Zeit zum Genießen, denn wir steuern wieder unser beliebtes Camp „Kanaan“ an. Von hier hat man ungetrübten Blick über die weiten Ebenen bis hin zu den Bergen und gen Westen Richtung Naukluft Park mit seinen Dünen und traumhaften Sonnenuntergängen. Das Camp wirkt wie ausgestorben. Hm, ist es überhaupt offen? Dann findet sich doch noch jemand, der uns registriert…und wir können schnell unser Camp mit „best view“ beziehen. Fernsicht, Einsamkeit und Ruhe. Die letzten Nama-Flughühner fliegen vor uns weg, ein paar Geckos kommunizieren noch lautstark und Springböcke lassen sich das zarte, frische Grün schmecken. Was wollen wir mehr. Es ist und bleibt ein 6-Sterne-Platz für uns.

Kanaan Desert Retreat, 33000 Hektar traumhafter Landschaft, aus der Zäune verbannt wurden und zu der die Tierwelt wieder freien Zugang hat. Einst Farmgebiet und nun Wildlife Reserve. Wir finden die Umsetzung in dieser meist extrem trockenen Region wunderbar. Und wie sieht es mit den umliegenden großen Farmen aus? Uwe ist neugierig, was sich auf der angrenzenden Farm „ Ranch Koiimasis“ in den letzten 20 Jahren getan hat. Fünfzehn Kilometer geht es über offenes Gelände des Kanaan Desert Retreat. Dann erreichen wir das eingezäunte Areal der Ranch Koiimasis. Noch einmal fahren wir über eine grüne Ebene, hören und sehen vorerst nur die Feldlerchen, aber dann erste Kuhfladen. O-ha, hier wird weiterhin Farming betrieben. Anke und Wulf betreiben hier seit über 20 Jahren die Farm. Sie haben verschiedene Standbeine: Geflügelzucht (Enten, Gänse, Hühner), Rinderzucht, Pferde(tourismus), Camping, Lodge, Naturführungen. Und auch ihr Areal ist riesengroß. Große Weide-/Wiesenflächen werden eingerahmt von Bergen und Hügeln, auf manchen stehen kleine „Wälder“ von Köcherbäumen, von denen viele aber bereits abgestorben sind. Was für ein Segen ist es also für die Farm, dass es in diesem Jahr bereits ausgiebig geregnet hat. In den vergangenen Jahren mussten Anke und Wulf ihren Viehbestand extrem reduzieren, die Weideflächen gaben nichts mehr her, Futter musste dazugekauft werden. Dazu kam, wie für alle, die sich auch dem Tourismus verschrieben haben, die Corona-Zeit. Die Grenzen wurden geschlossen, die Tourismusbranche lag brach. Doch langsam rollen wieder die ersten Reisemobile über Namibias Straßen. Vorerst sind es wenige, aber das wird sich im Laufe unserer 2-monatigen Reise durchs Land zusehends ändern.

Und da es momentan noch so schön ruhig auf den Touristen-Hauptrouten ist, steuern wir den nächsten Hotspot, die Sanddünen des Sossusvlei, an. Vorher wagen wir aus Neugier noch einen Abstecher zu einem Camp im Wolvedans Private Nature Reserve. Wieder rollen wir über eine weite, grüne Ebene und direkt auf die roten Sanddünen des Namib-Naukluft Parks zu. Das Camp erweist sich als Tended Camp direkt an den Dünen. Und…es ist „fully booked“! Preislage: 7000 N$/Nacht. O-ha. Uns bleibt nur der Anblick der vielen, sicherlich angesiedelten Steppenzebras auf den grünen Weiten im Gedächtnis. Und natürlich die großen Herden von Oryxantilopen und Springböcken, die sich ganz in ihrer Nähe tummeln. Dazu der Starkregen, der die sandigen Pisten unter Wasser setzt und zu kleinen Bächen werden lässt... Wetterkapriolen, Naturerlebnis…doch wir wollen mehr, wollen raue Landschaft und Herausforderung. Noch ist alles harmlos, die Wege sind gut passierbar, die Camps fast leer, der Landy läuft rund, es gibt keine Reparaturen. Und so erreichen wir auch ohne Probleme Sesriem, den Eingang zum Namib-Naukluft Nationalpark. Schnell ist ein günstiges Plätzchen auf dem neuen Oshana-Camp gebucht. Wir sind auch hier fast allein. Der Ausblick Richtung Dünen ist unverbaut. Dazu gibt es am Abend einen farbenprächtigen Sonnenuntergang (fast kitschig), der von den lautstarken Geckos begleitet wird. Einfach perfekt. Richtung Osten ballen sich bereits die nächsten dicken Regenwolken am Himmel. Werden sie noch mehr Wasser bringen und den Tsauchab noch schneller fließen lassen? Und werden wir das Sossusvlei unter Wasser sehen? Denn das ist alles keine Selbstverständlichkeit in dieser Region.

Fünf Uhr morgens. Der Wecker klingelt. Schon sehen wir die ersten Wohnmobile(!) Richtung Sossusvlei rollen. Ja, Wohnmobile. Auch für uns ist es neu, dass diese Fahrzeuge neuerdings durch Namibia rollen. Jetzt starten auch wir, 65 Kilometer geht es durch die Dunkelheit, auf asphaltierter Strecke, Richtung Dead Vlei. Eigentlich sind noch nicht viele Reisemobile auf den Camps, doch auf der Straße wird geheizt, überholt, die Zeit läuft ja. Verrückt. Wie muss es hier in der Hauptreisezeit mit unzähligen Touristenfahrzeugen zugehen? Ich atme jetzt schon mal tief durch, möchte das UNESCO-Welterbe-Sandmeer nicht unbedingt mit unzähligen Menschen und Stimmen teilen. Ein lautes Geräusch im Motorraum lenkt uns schlagartig von diesen Gedanken ab. Was ist das? Die Morgendämmerung setzt langsam ein, von der Sonne ist noch nichts zu sehen, dazu ein wenig Nieselregen…und wir halten an und versuchen, das erste Problem am Landy zu lösen. Schnell ist der defekte Riemen der Klimaanlage entdeckt und entfernt und wir können weiter. Uwe kennt das Sossusvlei nur in den schönsten Farben, mit Sonnenschein und blauem Himmel. Heute erwartet uns Grau am Himmel und die Dünen leuchten nicht im zauberhaften Rot. Schon sehen wir die aufgereihten Wohnmobile am ersten Parkplatz stehen. Tourguides bringen die Menschen bis zum fünf Kilometer entfernten „Wanderstartpunkt“. Wir können diese Kilometer noch Offroad fahren, ein kleiner Vorteil für uns?

Die Sonne bleibt versteckt. Wir klettern auf die Dünen, auch wieder hinab, schauen ins Dead Vlei, das trocken ist, während andere kleine Vlei’s mit Wasser gefüllt sind. Überall Tierspuren im Sand, Hyäne, Oryx, Springböcke…doch die Tiere sehen wir nicht. Ok, ein paar Käfer, ein paar Eidechsen, viele Libellen und Schmetterlinge weisen auf Leben hin. Ach ja, auch ein paar grüne Büsche und sogar einige Blümchen wollen wahrgenommen werden. Und das Farbenspiel der Dünen bleibt weiter aus. Uns bleibt nur die Rückfahrt über das Asphaltband, der Blick zu den Sichel- und Sterndünen, die sich noch lange entlang der Straße auftürmen.

Weiter on the road. Unser nächstes Ziel, aus Neugier, das Camp „Rostock Ritz“. Glauben wir zuerst noch, dass der Name etwas mit meiner Heimatstadt Rostock zu tun hat, so werden wir schnell eines besseren belehrt. Der Name leitet sich nämlich von ROT-stock, einem nahen, abends rot leuchtenden Berg ab. Irgendwann entfiel das erste T, und es wurde Rostock daraus. Ok, nun sind wir schon mal hier; können beim geschäftstüchtigen Chef auch schnell ein Camp buchen, das sich im Nachhinein als nicht besonders reizvoll (Platz und Lage) herausstellt. Hm, für eine Nacht wird es schon gehen, wir haben ja alles dabei für ein autarkes Dasein, dazu stimmen uns die gelben Blumenfelder drum herum, die Feldlerchen und Insekten auch etwas milder.

Neuer Tag, neues Glück, neue Erlebnisse. Die grüne Landschaft will nicht enden. Die sonst schroff und trist erscheinenden Berge und Hügel sind mit grünem Gras und Blumen überzogen. Plötzlich hat alles Liebreiz. Dazu fließen die meisten Flüsse, auch der Gaub und der Kuiseb führen Wasser. Und überall zwitschern die Vögel, sausen zu ihren Nestern, um im nächsten Moment wieder auf Insektenjagd zu gehen. Wir genießen, halten alles im Bild fest. Wann wird es wieder so wundervoll sein? Wir nehmen Kurs in den Namib-Naukluft Park, steuern die Zebra-Pan an und suchen fast verzweifelt nach den vielen Zebras, die wir bei unserer letzten Tour hier gesehen haben. Das gibt es doch gar nicht. Überall zartes Grün und kein Tier ist zu sehen? Und dann ändert sich schlagartig das Landschaftsbild. Richtung Homeb (direkt am Kuiseb liegend) wird es trist, heiß, das Licht gleißt, die Luft flimmert. Kein Tier oder Mensch weit und breit. Erst in Homeb sehen wir einige der Topnaar vor ihren Häuschen. Die Topnaar siedeln traditionell am Kuiseb und sind das einzige Volk, das dauerhaft im Namib-Naukluft Park leben darf. Und der Kuiseb fließt. An seinen Ufern stehen uralte, riesige, ausladende Bäume, die ein wenig Schatten spenden. Doch die Schwüle des Tages ist auch hier zu spüren. Wir rollen weiter über gegräderte Pisten, es fährt sich passabel, doch die karge, weiße Landschaft langweilt. Wir sind froh, als wir endlich am Vogelfederberg ankommen und uns einen Platz für die Nacht aussuchen können. Noch glauben wir, unbehelligt an diesem gigantischen Monolithen stehen zu können… doch dieser Platz ist als Camp im Namib-Naukluft Nationalpark verzeichnet und wird neuerdings auch von Parkrangern kontrolliert. Schon sehen wir ein Fahrzeug anrollen, Ranger plus Polizist steigen aus, fragen nach unserem Permit, das wir natürlich nicht haben. Schon wird unser Auto-Kennzeichen fotografiert, mit dem Hinweis, am morgigen Tag unsere Übernachtung in Swakopmund bei der Nationalparkbehörde zu bezahlen. Ok, bleibt uns nix anderes übrig. Dann sind wir wieder allein mit dem Monolithen, den Raben und Straußen, und den Strommasten, die bis nach Walvis Bay oder Swakopmund führen. Am nächsten Morgen überrascht uns ein platter Reifen am Landy. Also flicken und kurzerhand die Entscheidung treffen, die doch recht abgefahrenen Reifen durch neue zu ersetzen. Später im rauen Kaokoveld werden wir noch dankbar für diese gute Entscheidung sein.

Swakopmund. Wir sind wieder am Meer, stehen auf dem vorbildlichen Camp „Alte Brücke“, erledigen Notwendiges und kümmern uns um die neuen Reifen. Leider verzögert sich letzteres ein wenig, so dass wir uns kurzerhand für einen Tagesausflug nach Walvis Bay und Umgebung entscheiden. Dieses Mal wollen wir über die Salzgewinnungsanlagen hinaus und weiter bis zum Pelican Point fahren. Die Salzgewinnung läuft wie immer auf Hochtouren, der Geruch der Salinen steigt in unsere Nasen und die vielen Wasservögel geben sich ein Stelldichein. Flamingos, Pelikane, Uferläufer, Möwen, Schnepfen, Säbelschnäbler und unzählige Seeschwalben tummeln sich im und am Wasser. Die Salzwiesen leuchten in den verschiedensten Farben, riesige Tanker ankern im Dunst der riesigen Walfischbucht. Wir sind allein, fahren immer weiter auf den langgestreckten Sandhaken Richtung Pelican Point. Schon taucht im Flimmern der Luft ein alter Leuchtturm auf. Dahinter ein marode erscheinendes Gebäude, wohl die Pelican Point Lodge. Wir können nicht so richtig ausmachen, ob das Gebäude von Grund auf saniert oder nur renoviert wird. Uns interessieren sowieso eher die vielen Seevögel und vor allem Seehunde, die wir bereits in der Ferne ausmachen. Noch ahnen wir nicht, welche Massen an Tieren uns dort erwarten werden. Und dann liegen sie da, in großen und in kleineren Gruppen… zigtausende an Seehunden, mit riesigen Kinderstuben, unzähligen Müttern, die nach ihren Jungen rufen, und Jungtieren, die wie kleine Lämmer plärren und ihre Mütter suchen. Was ein Treiben! Der Wahnsinn. Drum herum sitzen unzählige Eilseeschwalben neben den seltenen Damara-Seeschwalben. Die meisten ruhen, fliegen nur kurz auf, als wir mit dem Landy an ihnen vorbeizuckeln, um sich kurz danach wieder auf dem Sand niederzulassen. Der Wind bläst über die flache Sandfläche. Unmengen von kleinen Fliegen belagern die Windschutzscheibe. Wir stehen, schauen, staunen, filmen, fotografieren und genießen dieses kleine Paradies. Doch wie so oft hat jedes Paradies auch seine Tücken. Langsam wollen wir das Kleinod verlassen, fahren noch eine große Runde durch den Sand, vorbei an unzähligen Tieren und auch Tierkadavern. Und dann stecken wir im Tiefsand fest. Na klasse. Die Flut kommt, Nieselregen hat eingesetzt, am Ufer wabern die Überreste eines Walkadavers. Schon kommt einer von den Arbeitern der Pelican Point Lodge angerannt, fragt, ob er helfen kann. Wir sind schon dabei, Luft aus den Reifen zu lassen, denn jetzt muss alles schnell gehen. Mit viel Gas und Schwung befreit Uwe den Wagen aus der misslichen Lage, nochmal alles gut gegangen. Zurück Richtung Walvis Bay, wieder vorbei an den Salzwiesen und Salinen. Und dann müssen wir doch noch einmal anhalten und dem Fischfang-Spektakel einer großen Gruppe Pelikane zuschauen. Immer wieder ist es faszinierend, wie die großen Vögel gemeinsam auf Beutezug gehen, ihre Bewegungen koordinieren, um die Fischschwärme einzukreisen. Und dann beginnt das große Fressen. Raubmöwen beobachten das Treiben und lauern, um sich im geeigneten Moment ihren Anteil zu sichern. Naturerlebnis pur…unweit von städtischem Leben. 




Share by: