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Teil 5


Für uns geht es nun weiter Richtung Doros-Fluss, den Guantagab und bis zum Aba Huab. Unser Ziel ist es, einen stillen Nachtplatz hinter dem Verbrannten Berg und Twyfelfontein zu finden. Plätze gibt es hier im Nirgendwo natürlich reichlich, doch einen relativ windstillen zu finden, gar nicht so einfach.

So windig der Tag, so still wird die Nacht. Am Morgen dann Wolken und Seenebel, die jedoch schnell verschwinden. Im Guantagab treffen wir auf ein paar Giraffen, auf ihre Sichtung können wir uns bei jeder Durchfahrt schon fast verlassen. Ansonsten bleibt es tierarm, der Wind ist auch wieder da und der Staub fliegt. Wir erreichen das Gebiet rund um den Ugab-Fluss und den Brandberg und verbringen eine friedliche Nacht zwischen den roten Felsen, die im Abendlicht wundervoll leuchten. Und dann geht es früh raus, hinein in den Ugab, der uns bereits mit feuchten Arealen und Pfützen, Regenpfeifern und Nilgänsen empfängt. Von den hier lebenden Pavianen sehen und hören wir momentan nichts. Wir kommen in den eigentlich traumhaften Galeriewald mit den uralten Anabäumen. Doch seit einigen Jahren beobachten wir, wie die hohen Bäume mehr und mehr absterben. Was passiert hier nur? Ist es eine Krankheit, die die Bäume tötet?

Und dann sehen wir den ersten Elefanten, dem weitere folgen. Es sind viele Halbwüchsige dabei. Nach langem Warten sehen wir auch eine Elefantenkuh mit ihrem noch sehr kleinen Jungen. Boah, ist das toll. Langsam und gemächlich ziehen die Tiere im Flussbett entlang, verharren unter den hohen Bäumen, fressen die Früchte der Anabäume. Wir stehen mittendrin. Ganz nah kommen die Elefanten, riechen, lassen die Rüssel am Auto entlangstreifen. Ein junger Bulle scheuert seine faltige Haut an einem der Sandbleche. Er braucht lange, bis er endlich weiterzieht. Ist das toll! Die Tiere sind so dicht bei uns, wir können sie riechen, so wie sie uns. Die Kameras haben wir schon längst ins Auto gelegt, zu nah sind die Tiere für die Objektive. Dafür läuft die GoPro, um diese Momente überhaupt bildlich festhalten zu können. Wir sind im Genießermodus. Diese Friedlichkeit, Ruhe und Harmonie der Tiere lässt uns als Menschen klein aussehen. Dazu diese Szenerie hier mitten im Trockenflussbett. Wie so oft sind wir dankbar, solche Momente der Erhabenheit ganz allein genießen zu können.

Nur langsam entfernen wir uns von unserem Platz, fahren weiter im Ugab Richtung Sumpfgebiet. Hier sieht es immer noch wüst aus. Tiefe Fahrspuren zeugen von Durchfahrtsversuchen, die aber alle am Wasser enden. Auch wir rollen zurück, fahren aus dem Flussbett und bleiben irgendwo unweit der White Lady Lodge stehen.

Weiter entlang des Brandberges, wir umfahren ihn auf der östlichen Seite, wo wir vor einem Jahr durch ein grandioses, gelbes Blumenmeer gefahren sind. Nichts davon ist mehr zu sehen, auch die unzähligen Vogelstimmen sind verstummt. Ab und zu ein paar Nachtflughühner und einige Rüppelltrappen (sogar mit Küken), mehr sehen wir nicht. Das ist schon krass!

Unser Weg führt Richtung Messum-Krater. Die Landschaft empfängt uns gewohnt karg, staubig, eintönig. Über die hohen Sanddünen steuern wir unseren gewohnten Nachtplatz an. Der Wind pfeift, ein paar stille Vögelchen hüpfen umher, die Geckos schweigen.

Schon hier lassen wir bei gutem Rotwein unsere Reise Revue passieren; vom grünen Botswana mit den vielen Tieren über das sehr trockene Namibia und der oft vergeblichen Suche nach Tieren. Unsere absoluten Highlights bei dieser Tour sind ganz klar: Elefanten, Elefanten, Elefanten und die hautnahen Erlebnisse mit ihnen.

Die Nacht im Messum-Krater wird kalt, die Geckos bleiben still. Wir fahren ans Meer, bleiben, und sehen wie so oft die vielen toten Seehundkadaver am Strand liegen. Ein Tier trägt sogar eine gelbe Markierung. Überall sind Schakal- und Spuren der Braunen Hyäne zu sehen. Möwen schreien. Wir genießen die kühle Luft und den steten Rhythmus des Meeres.

Auf nach Swakopmund. Schnell geht’s zur deutschen Bäckerei, um leckeres Brot und guten Kuchen zu kaufen, und danach weiter zur Autowäsche und zur Besorgung von nötigen Autoteilen. Zu guter Letzt steuern wir das gute, bewährte Camp „Alte Brücke“ an, wo wir runterdrehen und uns ein wenig um den Landy und Alltäglichkeiten kümmern können. Hier lässt es sich sogar für uns ein, zwei Tage aushalten.

Der nächste Morgen ist nass und kühl, wir schlüpfen in lange Klamotten, die wir aber schon kurz hinter Walvis Bay, auf dem Weg ins Landesinnere, gegen kurze eintauschen. Wir stehen im stadtnahen Feuchtgebiet, in dem sich unzählige Wasservögel, aber vor allem Flamingos tummeln. Was für ein Geschnatter und Geflatter in diesem kleinen Naturparadies.

Weiter gen Osten, über staubige Piste. Der Landy hat sich seine Patina außen und innen schon längst wieder zugelegt. Dieses Mal bleiben wir im uns unbekannten Rooisand-Camp stehen. Hier sind wir die einzigen Gäste. Der Wind flaut ab, die Nacht wird still und kalt. Auch die Ameisen verlangsamen ihr Tempo zusehends.

Der Gamsberg-Pass steht auf dem Plan. Langsam windet sich die Piste bergauf. Es gibt tolle Ausblicke, auch der Wind hat ordentlich zugelegt. Sogar ein paar Oryxantilopen bekommen wir zu Gesicht. Dazu natürlich Sonne und Hitze. Wie krass doch immer wieder die Unterschiede zwischen Meer und Binnenland sind. Wir entscheiden uns, weiter Richtung Spreetshoogte Pass zu fahren und tauchen schlagartig in grüne Regionen ein. Hier erstrecken sich nun große Weideflächen, auf denen sich Warzenschweinfamilien neben Kühen tummeln. Dann sehen wir ein riesiges Gestüt, das modern wirkt und mit stolzen Pferden wirbt. Wir entscheiden uns, nochmals auf einem uns unbekannten Camp zu übernachten. Die Namibgrens Guestfarm ist ein Farmbetrieb, der bereits in 4. Generation betrieben wird. Die Camps liegen wunderbar in die Felsen integriert. Zwei Paviane empfangen uns, dazu ein paar Vögel und Agamen. Einer der Vögel hackt beständig an einem Spiegel auf sein Spiegelbild ein. Ob er sich irgendwann mal erkennt?

Wunderbar einfach geht die Fahrt über den gepflasterten Spreetshoogte Pass. Wir rollen weiter Richtung Sossusvlei und wollen noch zu einem unserer Lieblingsplätze, nach Kanaan. Doch bis dahin kommen wir nicht. Kurzerhand biegen wir am Schild „At Kronenhof Lodge“ ab. Wir haben keine Ahnung, was uns erwartet, sind aber neugierig, was sich dahinter verbirgt. Und dann staunen wir über ein riesiges Lodge-Empfangsgebäude. Es passt so gar nicht in seiner protzigen Art in diese Farmgegend. Und doch, neben dem tollen Haupthaus, mit grandiosem Blick in die Ebene, stehen kleine Bungalows mit ebenso tollem Blick. Wir fragen nach den Campsites… und sind hin und weg. Die einzelnen Plätze liegen weit auseinander, haben beste Sicht ins „Grüne“ und vor allem ein riesiges Bad und eine riesige Terrasse mit Dach. Wow, das gefällt uns ja richtig gut. Wer vom Reisen müde ist und ein paar Tage Ruhe und Entspannung braucht, hier ist der richtige Platz dafür. Zur Belohnung für unser Bleiben taucht noch eine Löffelhundfamilie auf und unterhält uns ein wenig mit ihrem Treiben bis die Sonne untergeht. Dann übernehmen die Geckos die Regie. Wir lauschen ihnen bis zum Dunkelwerden.

Unser Weg gen Süden ist noch lang und die Strecke zieht sich. Es geht vorbei am „Kanaan Naankuse Desert Retreat“, wo das Gras bis auf den Grund abgefressen ist. Viele Kilometer weiter dann doch noch einmal höheres, aber altes Gras. Ganz vereinzelt sehen wir Oryxantilopen und Strauße. Auf den Zäunen halten Habichte und Falken Ausschau nach Fressbarem. Es ist unglaublich, wie schnell sich hier das Landschaftsbild innerhalb eines Jahres verändert hat. Nichts ist mehr von dem hohen, grünen Gras, den vielen Tieren und vor allem den vielen Heuschreckenschwärmen und Raupen zu sehen.

Übernachtung in Aus, die Nacht wird bitterkalt, am Morgen zeigt das Thermometer 11 Grad Celsius. Wir sind früh unterwegs, sehen Steppenfalken, Habichte und Kampfadler, aber alle müssen erst warm werden. Das Camp am „Road House“ lassen wir dieses Mal links liegen und rollen weiter bis nah an die Grenze. In den Weinanbaugebieten ist die Traubenernte abgeschlossen, die Trauben liegen bereits zum Trocknen aus. Unweit des Orange River bleiben wir in der Tristesse der Berge stehen. Noch bläst der Wind kräftig und wirbelt Staub auf, aber erste lange Schatten läuten bereits die nächste Nacht ein.

On the way, noch bei Dunkelheit erreichen wir den Grenzübergang in Noordoewer, schnell sind die Passformalitäten auf namibischer wie auf südafrikanischer Seite erledigt. Jetzt liegen noch rund 650 Kilometer bis Kapstadt vor uns; ein zähes Stück auf Asphalt.

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