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NEUES JAHR, NEUE ZIELE, NEUE EINDRÜCKE - WILLKOMMEN IN 2021


Südafrika.
Lockdown Level 3.
Strände, Flüsse, Dämme, Seen sind gesperrt.
Wassersport ist plötzlich für uns nicht mehr möglich.
Schnell ist der Reise-Landy gepackt,
spontan gehen wir on tour:
Cederberge mit Stille, Hitze, Vögeln, Echsen und Rehantilopen.
Staubige Pisten, staubiger Landy, staubige Haut.
Wir folgen der „Old Post Road“ nordöstlich der Cederberge,
erleben Einsamkeit, verschiedenste Vegetation, meist Trockenheit
und ruppige Piste.
Wir sind fernab von Internet, Telefon, Corona — und wir genießen es.
Wir kreuzen mehrmals den Doring-River, werden von Pavianen
beobachtet und durch waghalsige Brücken zum Langsamfahren gezwungen.
Richtung Kagga Kamma Nature Reserve wird es wüstenartig.
Zäune von alten und/oder noch bestehenden Farmen begleiten uns.
Es könnte auch irgendwo in Namibia sein.
Dann wieder kleine Oasen, mit Wasser, Insekten, Vogelgezwitscher und
tropischer Vegetation. Kleine Paradiese im sonst unwirtlichen Drumherum.
Wieder Berge, Felslandschaften, alte Felsmalereien, Gewitter, Regen
und unzählige Ameisen. Eine kurzzeitige und willkommene Abkühlung
für alles Lebende.
Über Clanwilliam und weiter dem Olifants-River folgend geht es nach Norden
und dann nach Westen, immer begleitet von riesigen Obst- und
vor allem Weinplantagen. Unglaublich, wie immer neue Anbaugebiete
geschaffen werden. Und alle werden durch den Olifants-River versorgt.
Wie lange noch? Kleine Ortschaften werden größer, werden
Versorgungs-, Dreh- und Angelpunkt für Landwirtschaft und Menschen.
Über Vredendal, Lutzville fahren wir an die Küste…
noch Western Cape…dessen Strände nun auch hier weit im Norden gesperrt sind.
Schon von weitem sind Windräder zu sehen. Hier?
Wir staunen nicht schlecht…der Name ESKOM prangt groß auf den Anlagen.
Erstes Umdenken, erste Versuche, endlich die stets vorhandene Windkraft
zu nutzen?
Ein Tross von gut zehn Polizeiautos kommt uns entgegen.
Am Strand dann Aufklärung durch andere Polizisten. Die Sperrbestimmungen
für das Western Cape werden umgesetzt. Wer die Strände jetzt
nicht verlässt, wird in den kommenden Tagen zur Kasse gebeten
oder könnte sogar verhaftet werden.
Wir schaukeln durch Tiefsand nach Norden, vorbei an Zeltburgen, fast jeder
kleine Traumstrand zwischen den Felsen ist belegt.
Unser Ziel ist das Northern Cape, die einzige Region, wo Wassersport und Strand
wieder erlaubt sind. Und wir sind nicht allein.
Raue Küste, riesige Kelp-Wälder, traumhafte Strände, Wale, Delphine, Vögel.
Wind, Wellen, Seenebel…und dann?
Eine Erdmännchen-Familie,
mitten in den landeinwärts liegenden Dünen,
zwischen struppiger Vegetation und von Seenebel eingehüllt.
Uns geht das Herz auf. Wir bleiben, filmen, fotografieren.
Die Zeit vergeht. Der Rest der Welt ist ganz weit weg.
Wieder Muschelstrände, Tiefsand,
dann eine große Sand-Mine: Namakwa Sands Mine, die seit 26 Jahren existiert
und die verschiedensten Mineralien aus dem Sand extrahiert.
Wir steuern den Namaqua Nationalpark an. Eigentlich ist er ein Anlaufpunkt
zur Blütezeit der unzähligen Blumen im Frühling.
Unglaublich, wir ergattern gerade noch den letzten Stehplatz.
Uwe glaubt: perfekt und einsam. Doch er wird einer unter mehreren sein.
Der Park scheint auch zum Jahreswechsel beliebt.
Egal.
Unser Tages-Highlight mit tausenden Glücksmomenten haben wir gerade
hinter uns gelassen: eine riesige Pelzrobbenkolonie mit tausenden
Jungtieren. Was für ein Spektakel, ganz nah und unverfälscht.
Trotz Gestank und Lärm, wie in einer riesigen Schafherde, bleiben wir,
filmen und fotografieren…
und amüsieren uns köstlich über die kleinen, schwarzen Flossengänger.
Ein Morgen ohne Seenebel,
mit fantastischem Licht in den ganz frühen Morgenstunden.
Wir sind schon unterwegs, erleben das Erwachen der Natur in dieser rauen
Landschaft. Flamingos in einer seichten Lagune, dann plötzlich zwei Falken.
Sind es Jungvögel? Sie hocken und putzen sich…und bleiben.
Hoffen sie noch auf Futter von den Altvögeln? Wir sehen keine.
Unweit davon eine Klippschliefer-Familie mit drei Jungtieren.
Sie genießen ein erstes Sonnenbad.
Stille um uns herum.
Wie weiter? Raus aus dem Nationalpark, oder doch noch durch das Hinterland
im Park rollen? Wir entscheiden uns für letzteres.
Haben wir vielleicht Glück, Löffelhunde, Oryxantilopen, Strauße und Co. zu sehen?
Hitze, Ödnis empfangen uns.
Einstige Farmen wurden in den Nationalpark integriert,
nur langsam verschwinden diese menschlichen Spuren.
Nennenswert: die sichtbaren, riesigen, kreisrunden Flächen in der Landschaft.
Man vermutet, dass es fossile Termitenhügel sind, auch Heuweltjies genannt.
Ihr Alter wird bis auf 30.000 Jahre geschätzt. Aber das ist nur eine von
verschiedenen Thesen.
Bei Soebatsfontain, einem lausigen Nest im Nichts, tauchen wir wieder in den
Nationalpark ein…und sind hin und weg. Die Landschaft ändert sich zusehends.
Die Piste windet sich, es geht bergan, und um uns herum: Felslandschaft.
Nachdem uns schon Oryxantilopen und Straußenfamilien
über den Weg gelaufen sind, treffen wir nun auch auf Springbock,
Bergriedbock und Steinböckchen. Und endlich gibt es auch größere Pflanzen,
sogar Bäume wie den Köcherbaum.
Dieser Teil des Nationalparks ist bekannt für seine Blütenpracht im Frühling.
Jetzt sind die Ebenen nur mit trockenem Gras überzogen.
Und es ist menschenleer hier.
Hitze, fürchterliche Waschbrettpiste, dann endlich Asphalt.
Wir „fliegen“ förmlich über die N7 nach Süden, die Sonne brennt,
die Müdigkeit kommt. Spät finden wir ein stilles Plätzchen auf einem einfachen
aber friedvollen Camp am Bulshoek Dam. Es ist bis auf zwei weitere Camper leer.
Wie das? Ist das Stehen hier am Damm überhaupt erlaubt? Wir befinden
uns schon wieder in der Region Western Cape mit den vielen Einschränkungen
in Gewässernähe.
Egal.
Wir wachen in einem Vogelparadies auf: Gänse, Frankolins, Reiher aller Art,
Bachstelzen, Regenpfeifer, Kormorane und verschiedene Eisvögel.
Dazu die Stille am Platz. Wir bleiben noch ein wenig, fotografieren und genießen.
Weiterhin sind wir ohne Internet und Telefonempfang unterwegs…
Eine Wohltat.
Wieder Clanwilliam. Endlich können wir Rooibos-Tee in großen Mengen
ergattern. Die Besitzerin des erst November 2019 eröffneten Ladens bangt
schon jetzt um ihr Geschäft. Der harte Lockdown im vergangenen Jahr hat
aber nicht nur ihr hart zugesetzt. Bereits jetzt haben schon 50% der Geschäfte
in der Region dichtgemacht. Wenn sich die Situation nicht bessert, wird
auch sie spätestens im November schließen müssen. Corona hat uns wieder.
Weiterfahrt Richtung Kapstadt.
Bei Melkbos geht es wieder an die Küste.
Der Wind pustet, die Strände sind leer, Kitesurfer sehen wir keine…
Ein farbloser Anblick.


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