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Buchshop sandneurosen

Teil 4

Wir verlassen über das Von Lindequist Gate den Etosha Park.

Auf Asphaltstraße geht es weiter über Kamanjab nach Ruacana, weiter entlang dem Kunene bis zu den Epupa-Fällen.

Von Epupa geht es weiter nach Okangwati. Die D3703 umfahren wir Richtung Westen, später folgt dann der schwierigste Teil der D3703.

Schließlich biegen wir zum Van Zyls Pass ab.

Nach einem harten Ritt folgt das sanfte und grüne Marienflusstal.



Fortsetzung unserer Reisestory: 

 Wir rollen Richtung Tsumeb, wollen Tanks und Vorratskisten auffüllen. Beim Geldabheben wird Uwe mehrmals von „Gaunern“ bedrängt, er bricht die Versuche ab, aber irgendwann gelingt es ohne Probleme. Auch die Suche nach gutem Brot klappt nicht auf Anhieb, erst in Otjiwarongo werden wir fündig und sacken ein… denn wir wollen ins Kaokoveld, ins Marienfluss- und ins Hartmanntal. Unsere Übernachtung hatten wir eigentlich schon für Kamanjab geplant, doch dort bleiben wir nicht. Nicht nur die laute Musik aus dem Ort lässt uns dieses Mal einen anderen Platz wählen. Uns wird mitgeteilt, dass in der vergangenen Nacht Camper bestohlen wurden. Wenn wir bleiben wollen, sollten wir möglichst alles sicher verstauen. Obwohl hundemüde, fahren wir aus dem Ort raus und bleiben auf dem stillen Kaoko Bush Camp stehen. Wir sind allein, Paviane brüllen, die Grillen zirpen… andere Musik wäre hier fehl’ am Platz.

Mit einer Putzeinlage am Landy starten wir in den Tag, dann geht es weiter Richtung Ruacana. Wir rollen über glatten Asphalt, links und rechts Hereros, dann zusehends auch Himbas. Zu den Lehmhütten mit Blechdächern gesellen sich Rundhütten auf eingezäunten Arealen. In Ruacana selbst erwartet uns Freuden-/Frauenstimmung. Es ist Frauentag! Schon denke ich, hoffentlich bleiben wir verschont, doch weit gefehlt. Die “Frauenmeute“ hat uns entdeckt und schon braust der Pickup mit den bunt gekleideten Frauen heran. Wir werden „eingemeindet“,- Fotos, Film, Tanzeinlage -. Freude pur.

Endlich kommen wir weiter. Die Piste zu den Epupa-Fällen ist gut, die meisten Flussläufe sind zum Glück trocken. Hier treffen wir nur noch auf Himbas, und es scheinen, zu unserer letzten Tour hier entlang, mehr geworden zu sein. Doch viel erstaunter sind wir über die plötzlich entstandenen kleinen Felder. Überall entlang des Kunene sind Bäume abgeholzt worden und stattdessen mühen sich kleine Maispflanzen im Wachstum. Alles sieht noch sehr unbeholfen angelegt aus. Uwe staunt zudem, dass die Himbas plötzlich auf den Feldern mit selbstgebauten Hacken den Boden zwischen den Pflanzen auflockern bzw. den Boden überhaupt erst für eine weitere Nutzung bearbeiten. Zudem sehen wir diese halbnomadisierenden Menschen, statt mit Kühen, nur noch mit Ziegen durchs Gelände ziehen. Was ist hier in so kurzer Zeit passiert? Sollen die Himbas Schritt für Schritt sesshaft gemacht werden? Wir sehen Männer wie Frauen, wie sie sich mit den für sie ungewohnten Arbeitsgeräten mühen. Und kaum ein Fleckchen am Kunene wird nicht „bewirtschaftet“! Noch sieht man hier und da ein paar Rund- und Lehmhüttchen, ein paar Kraale, die in der Landschaft verstreut stehen. Natürlich tauchen auch immer wieder die nach Süßigkeiten bettelnden Kinder auf. Wie lange wird dieser Kontrast noch bleiben? Wann werden die Traditionen, das traditionelle Leben der Himbas verschwinden? Schon in Epupa sieht man die Sesshaftigkeit vieler Familien. Kleine Stein- oder Blechhütten, dazu Solartechnik, eine Schule, eine Polizeistation. In der Nähe der Camps werden lustlos ein paar touristische Souvenirs angepriesen. Ganz unbeeindruckt davon fließt der Kunene seicht dahin. Noch gibt es einige Abschnitte am Fluss, die wild und urwüchsig sind. Auf den Camps in Epupa herrscht alles andere als Andrang. Dort, wo sich meist unzählige Camper aneinanderreihen, sind wir fast allein. In der Bar reicht es gerade für ein Bier oder Savanna Dry (Apple Cider), Essen wird aus Mangel an Gästen nicht angeboten. Wahnsinn, wie sich die Corona-Epidemie auch in diesen abgelegenen Gegenden auswirkt. Wir sehen es für uns selbst als Glücksfall, stehen direkt am Kunene-River, schauen auf die gegenüberliegende, die angolanische Seite des Flusses. Überall Palmen, irgendwo brüllen Affen. Direkt an den Wasserfällen übertönen die Wassermassen jedes andere Geräusch. Ein paar Himbas waschen sich nackt im seichten Flussareal. Sie fühlen sich unbeobachtet. Wie lange werden sie dieser/ihrer Normalität noch folgen?

Am nächsten Morgen kommen wir erst spät in die Spur, obwohl wir uns für diesen Tag den anstrengenden Van Zyl’s Pass vorgenommen haben. Schon türmen sich, wie fast täglich, dicke Quellwolken am Himmel auf. In Okongwati nehmen wir einen, von der üblichen Route abweichenden, südlicheren Weg… oder besser, eine Piste, die man zusehends nur erahnen kann. Denn auch hier hat es in der letzten Zeit viel geregnet, die eigentlichen Pisten sind zu Flussläufen geworden und stark ausgewaschen. Ohne GPS geht hier momentan gar nichts. Zum Glück hat sich bereits vor uns 1(!) Fahrzeug abgemüht und eine Spur gelegt; wie wir schnell feststellen, exakt nach dem GPS. Das lässt uns zumindest etwas aufatmen, denn es wird uns die Wegfindung extrem erleichtern. Und trotzdem, die Sandpiste und der viele Staub setzen uns zu, ebenso die Hitze, wild wuchernde Büsche und Geröll. Ab und an sehen wir Himbas, Ziegen, dann eine Schule (Mobile School). Schon sind wir gut vier Stunden in diesem Gelände unterwegs, erreichen endlich die D3703 (die eigentliche und kürzere Route, aber meist schlecht zu befahren) und haben nur noch fünf Kilometer bis zum Abzweig zum Van Zyl’s Pass. Und diese Kilometer haben es, wie immer, in sich. Es geht über riesige Gesteinsbrocken, Stück für Stück zuckelt der Landy voran. Die Zeit verrinnt. Wir schwitzen nicht nur wegen der Hitze. Der viele Regen hat auch hier der eh schon schrecklichen, steinigen Piste zugesetzt. Und dann sind zumindest diese anstrengenden Kilometer geschafft. Uwe will nun unbedingt noch bis zum Aussichtspunkt vom Van Zyl’s Pass „fahren“. Wie, jetzt noch? Es ist schon später Nachmittag, wir eigentlich auch müde und hungrig, aber Uwe will vor dem drohenden Regen und Schlechtwetter unbedingt diese letzte Passage hinter sich bringen. Und sie wird ätzend und schweißtreibend. Die Piste ist nicht nur felsig und ausgesetzt, sondern auch durch die letzten Regengüsse stark ausgespült. Es ist extrem anstrengend, der Landy schnauft, ich steige zeitweise aus, um mir im Vorfeld den Weg anzuschauen. Er ist einfach nur eine Katastrophe, doch zurück würde es noch unangenehmer werden, da manche Passagen extrem steil und mit großen Felsbrocken versehen sind. Endlich, nach elendiger Zuckelei, erreichen wir bei starkem Wind den Aussichtspunkt und können bei untergehender Sonne bereits das Marienfluss-Tal sehen. Schnelle Dusche und schnelles Essen im Dunkeln, dann nur noch ab ins Dachzelt. Drei Kühe und ein Esel bleiben ganz in unserer Nähe, letzterer hüstelt sich durch die gesamte Nacht.

Der nächste Tag startet wie der vorherige geendet hat. Uwe schätzt ca. eine ¾ Stunde für die Abfahrt ins Tal. Na, wir werden sehen. Schon das erste abschüssige Steilstück ist extrem geröllig, hier wurde schon Menschenhand angelegt, um die Piste überhaupt befahrbar zu machen. Von hier oben wird es nun eher eine Rutschpartie. Der Landy rutscht nicht nur, es kommt extreme Seitenlage dazu. Ich laufe bereits die ersten Kilometer und filme das Drama. An einem der Abhänge sehe ich bereits zwei Autowracks, die an einem besonders ausgesetzten Stück wohl abgestürzt sind. Uwe müht sich Meter für Meter. Wird das auch mal aufhören? Nein. Bis auf den letzten Meter ist das Gelände ätzend. Wir sehen die einstigen Wege, sie wurden weggespült. Irgendwer hat neue Wege mit Steinen „präpariert“, doch auch diese Teilstücke haben es in sich. Dann endlich, nach gefühlter Ewigkeit erreichen wir die Ebene, mühen uns noch durch ein steiniges Flussbett und bewundern die Gelassenheit der Himbas, die uns mit ihren Kühen und Ziegen entgegenkommen. Was sie wohl denken mögen?

Endlich Ebene, seichtes Dahinrollen durch grüne Wiesen und Federgras. Dazwischen blühen ganz zart Wildblumen - ein Traum. Für mich ist es das erste Mal im Marienfluss- und Hartmanntal. 

Bildgalerie zum Movie Teil 4

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